Filmriss

aka Cemetery Man, the

Italien / Frankreich / Deutschland, 1993

Regie: Michele Soavi

Darsteller: Rupert Everett, Francois Hadji Lazaro, Stefano Masciarelli, Barbara Cupisti, Anna Falchi

Buffalora ist eine Provinzstadt in der Lombardei, die von dem üblichen kleinbürgerlichen Spießertum, der Bürokratie und der Armut der Bevölkerung gezeichnet ist. Francesco Dellamorte ist der junge Friedhofswächter, der zusammen mit seinem geistig zurückgebliebenen Assistenten Gnaghi für Ruhe auf dem Gelände sorgt. Und Ruhe hat dieser Friedhof bitter nötig, denn er gehört zu jenen geheimnisvollen Stätten, auf denen die Toten innerhalb von sieben Tagen nach der Beerdigung aus ihren Gräbern kriechen. Als Francesco eine von ihm geliebte Frau beerdigen und kurze Zeit später wieder als Zombie erschießen muss verwischen sich für den Mann die Grenzen seines Daseins, und er gleitet in einen fürchterlichen Alptraum hinein.

Schon wieder ein Zombiefilm, werden jetzt einige sagen. Haben George A. Romero, Lucio Fulci, Peter Jackson und Konsorten nicht schon alles zu diesem Thema gesagt? Mitnichten, denn "Dellamorte Dellamore" ist völlig anders als die typischen, sich in Blut und Gedärmen sudelnden Zombiewerke italienischer Herkunft. Nun ja, auch dieser beeindruckend gefilmte Streifen watet mit einigen wüsten Splattereffekten auf, die aber trotz ihrer Härte nie selbstzweckhaft wirken. Vielmehr vermag es Regisseur Michele Soavi diese Elemente sinnvoll in sein poetisches Horrormärchen zu integrieren. Soavi erzählt die Geschichte, die auf einem italienischen Bestseller beruht, auf angenehm humorvolle Weise, ohne je auf Slapstick-Niveau a la "Braindead" abzugleiten. Vielmehr ist der Film mit seiner düsteren Symbolik der definitive Trip ins Delirium. "Dellamorte dellamore" ist eine perfekte Mischung aus Komödie und Gothic-Horror, gepaart mit Liebes- und Splatterfilmelementen. Die Schule Dario Argentos ist auch bei diesem bisher letzten Werk von Soavi deutlich zu erkennen. Die visuelle Umsetzung der Geschichte ist beeindruckend. Perfekter Schnitt und die ausgezeichnete Kameraführung runden das herausragende Gesamtbild ab.

Michele Soavi war lange auf der Suche nach Geldgebern für sein Traumprojekt. Amerikanische Firmen wollten den Film co-finanzieren. Allerdings bestanden diese auf die Verpflichtung von Matt Dillon für die Rolle des Francesco Dellamorte. Soavi war aber davon überzeugt, dass nur Rupert Everett die ideale Besetzung für diesen Part sei. Er sollte Recht behalten, denn Everett spielt die Person des schroffen Friedhofswärters mit unglaublicher Intensität. Ein weiterer Glücksgriff war auch Anna Falchi in der Rolle von Francescos Geliebter. Diese beiden Darsteller hatten dann auch einen enormen Anteil daran, dass "Dellamorte dellamore" in Italien einen großen Erfolg für sich verbuchen konnte. Abschließend bleibt nur zu sagen, dass "Dellamorte dellamore" mit seiner morbiden Atmosphäre der mit Abstand beste und poetischste Genrefilm der letzten Jahre ist. Ansehen ist somit Pflicht. Ganz besonders deshalb, weil der Film seit kurzem auch in ungeschnittener Fassung in den deutschen Videotheken erhältlich ist.

S.G.