Nine Inch Nails

The Fragile (DCD)

(Nothing / Motor Music)

Nox Obscura 01/2000

Jetzt ist sie also da. Die Platte, die sicherlich nicht nur von mir herbeigesehnt wurde, wie keine andere. Tja, und was soll man sagen. Da wurde jahrelang von Rap- und Blueseinflüssen geschwatzt und jetzt macht der Typ eine düstere Rock-Platte. Man kann hier aber sicherlich nicht von "Nine Inch Nails goes Mainstream" sprechen, denn dafür ist das Album viel zu kompliziert arrangiert. Ich höre schon alle Nörgler vom absoluten Kommerz schwätzen. Aber Leute, was habt ihr denn erwartet? Noch härter als "Wish" oder noch abgedrehter und verspielter als "The downward spiral"? Geht das überhaupt? Diese Platte ist absolut konsequent und wesentlich zeitgemäßer als alles andere. Trent Reznor geht genau den richtigen Weg. Nachdem es in dieser gnadenlos rückständigen Szene jahrelang nur darum ging, hemmungsloses und völlig anspruchsloses Gebolze (z.B. Rammstein, VNV Nation, Covenant) unters Volk zu werfen, hat der gute Mann die Zeichen der Zeit mal wieder als erster erkannt. Die Leute wollen wieder düstere und ruhigere Klänge. Und diesen Anspruch erfüllen Nine Inch nails mit "The fragile" wie keine andere Platte der letzten Jahre. Ein Großteil der Songs ist melancholisch und depressiv aber auch verträumt. Allerdings findet Trent Reznor auch Zeit den Hörer mit agressiveren Momenten zu erfreuen. Als herausragende Beispiele wären hierfür "Somewhat damaged" oder "Complication" zu nennen. Unzweifelhafte Höhepunkte sind aber das Titelstück "The fragile", sowie die beiden Single-Auskopplungen "The day the world went away" und "We´re in this together" und die wundervolle Ballade "The great below". Bezeichnend für die große Klasse des Album ist, dass wirklich jedes Stück im Ohr hängen bleibt. Das liegt zum einen an der grandiosen Produktion und zum anderen daran, dass es Trent Reznor wie kein Zweiter versteht, einen Song zu arrangieren. Ein Höhepunkt jagd den nächsten. "The fragile" ist eine Platte für wirklich anspruchsvolle Hörer. Eine Werk für das man sich Zeit nehmen muss. Die perfekte Mischung aus "Pretty hate machine" und der "The downward spiral". Definitiv das Album des Jahres. Lasst uns hoffen, dass uns Reznor nicht wieder fünf Jahre auf das nächste Album warten lässt.

S.G.