Filmriss

aka Yatsu Hukamura

Japan, 1996

Regie: Kon Ichihawa

Darsteller: Etsushi Toyokawa, Shin Takuma, Yuko Asano, Kazuya Takahashi

Der junge Tatsuya reist von Kobe ins Eight-Tomb-village, um dort seinen im sterben liegenden Vater zu besuchen. Da er ein uneheliches Kind ist, hat er diesen und den Rest der Familie bisher nie kennen gelernt. Die Reise hat er mit einigen Bedenken angetreten, da der Überbringer der Nachricht, dass sein Vater noch lebt, vor seinen Augen verstarb. Sein Argwohn sollte sich nach der Ankunft im Dorf schnell bestätigen, da sein Vater kurz darauf an einem Herzinfarkt dahinscheidet. Den verbliebenen Rest der Familie umgibt eine mysteriöse Aura. Vor allem seine zwei buckligen Großmütter (Zwillinge), die nach dem Tod seines Vaters, das Familienregiment mit eiserner Hand führen, flössen dem schüchternen Jungen mächtige Angst ein. Allerdings macht ihn das merkwürdige Verhalten seiner Sippe auch neugierig und so stellt er auf eigene Faust Nachforschungen an. Unerwartete Hilfe erhält er von Kindaichi, einem Detektiv, der plötzlich aus dem Nichts auftaucht. Die beiden finden schnell heraus, dass die geheimnisvollen Tode in Zusammenhang mit einer Tat stehen, die vor vielen Jahren begangen wurde. Damals wurde das Dorf von acht Samurais vor einem Überfall gerettet. Der Dank der Bewohner schlug aber schnell um, und so verriet man den Aufenthaltsort der Samurais, die dann unter Mithilfe der Dörfler auf brutale Weise niedergemetzelt wurden. Vom schlechten Gewissen geplagt, errichteten die Einwohner einen Schrein für die acht Samurais und nannten ihr Dorf in Eight-Tomb-Village um. Obwohl Tatsuya und der Detektiv eher an weltliche Dinge glauben, verfallen auch sie, nachdem weitere Familienmitglieder ermordet werden, schnell dem Glauben an den Fluch.

Dieser wirklich herausragende Genre-Film beweist wieder einmal, dass atmosphärisches und spannungsvolles Kino zur Zeit nur aus Asien kommen kann. Im Gegensatz zu den vor Rasanz überschäumenden Filmen aus der ehemaligen Kronkolonie Hong Kong, handelt es sich bei diesem japanischen Vertreter allerdings um einen sehr ruhig gehaltenen, durchaus altmodischen Film. Regisseur Ichihawa wandelt mit seinem Werk deutlich auf den Spuren des englischen Gothic-Horrors. Düstere und karge Schauplätze beherrschen das Bild. Obwohl es sich hierbei um keinen Schwarzweißfilm handelt, wird das Werk von Grautönen dominiert. Das steigert die beklemmende Atmosphäre des Films um einiges. Nur bei den Tötungen bringt die Farbe Rot auf beabsichtigt übertriebene Weise Leben ins triste Geschehen. Die Spannung wird durch geschickten Einsatz von wirklich bedrohlichen und übersteigerten Toneffekten noch verstärkt. Vielleicht hätte sich Jan de Bont hier mal für seinen unsäglichen "Das Geisterschloss" inspirieren lassen sollen. "Eight-Tomb-Village" hat mit einer Dauer von annähernd zwei Stunden eine für asiatische Verhältnisse extrem lange Laufzeit. Trotzdem lässt der Film zu keiner Zeit Langeweile aufkommen. Regisseur Ichihawa kann diesen Umstand vielmehr dazu nutzen, seinen Protagonisten ausreichend Zeit zur Entfaltung ihrer Persönlichkeiten zu geben. Sämtliche wichtigen Akteure werden somit eingehend beleuchtet und in den Film eingeführt, so dass einige Personen neben den Samurai-Geistern schnell als Täter in Frage kommen. Das ist der Spannung des Films natürlich nicht gerade abträglich. Abschließend bleibt nur zu sagen, das "Eight-Tomb-Village" aufgrund seiner differenzierten Charakterzeichnungen alles andere als ein typisches Genrewerk ist. Sicherlich einer der stärksten Horrorfilme der letzten Jahre. Wie so viele tolle Filme ist dieses Werk nie in Deutschland erschienen. Wer Interesse an einer untertitelten Fassung dieses Streifens hat, kann sich an Adrenafilm, Luitpoldring 2a in 85591 Vaterstetten (www.adrenafilm.de) wenden. Dort gibt es das Beste aus Asien zu fairen Preisen.

S.G.