Cassandra Complex

Wetware

(Synthetic Symphony / SPV GmbH)

Nox Obscura 02/2000

Wenn man seinen Blick so über die derzeitige „Schwarze Szene“ schweifen läßt, wird einem sofort klar, dass wir uns hier auf der Müllhalde der Musikindustrie befinden. Weit über 90 % der in diesem Genre veröffentlichten Tracks haben die Bezeichnung Song in keiner Weise verdient. Selbst Dance-Acts wie DJ Bobo sind den meisten heutigen Szenebands musikalisch um Lichtjahre überlegen. Man sehnt sich förmlich in die 80er zurück, wo gut arrangierte Songs noch an der Tagesordnung waren und nicht der musikalische Sondermüll, den man heute regelmäßig vorgesetzt bekommt. Daher ist es um so erfreulicher, dass sich in der letzten Zeit einige Musiker und Bands wie z.B. The Invincible Spirit oder Moev zurückmelden, die man damals als Szenegrößen bezeichnen konnte und für die der Begriff Komposition kein Fremdwort ist. Dazu muß man ganz sicher auch Cassandra Complex zählen, dessen letztes Album „Sex & Death“ ganze sieben Jahre zurückliegt. Mit dem aktuellen Longplayer „Wetware“ meldet sich Mastermind Rodney Orpheus nun im neuen Millenium mit all seiner Klasse zurück und beschert uns eine wirklich herausragende Veröffentlichung. „Wetware“ erinnert aber weniger an das Gitarrengewitter von „Sex & Death“, sondern knüpft eher an alte „Theomania“- oder „Satan Bugs Bunny & Me“-Zeiten an. Vor allem die sehr eingängigen aber dennoch sehr tanzbaren Songs „VALIS“, „Twice As Good“ und „Bad Faith“ haben das Zeug zu echten Clubhits. Wunderbare Refrains wie man sie einfach liebt. Gelungen ist auch Orpheus Coverversion von Borghesias „Naked Uniformed Dead“, das er textlich völlig neu interpretiert und an das politische Geschehen der letzten Jahre im ehemaligen Jugoslawien anpasst. Das Rodney Orpheus kein sonderlich fröhlicher Mensch ist, beweist er uns dann mit den düsteren Nummern „Blood Vessel“ und „It´s OK“, die das letzte Drittel der CD bestimmen. Tja, und mit „Never“ erreicht er fast schon seine „Gunship“-Genialität. Wahnsinn!

S.G.