Wie kann man den Stil von Endanger am besten beschreiben. Wahrscheinlich liegt man richtig, wenn man sie als Mischung aus Covenant, VNV Nation und Mesh bezeichnet. Natürlich versuchen viele europäische Electrobands genau in diese Kerbe zu schlagen. Nur haben die drei Jungs von Endanger einen Vorteil: Sie sind die Besten. Ich möchte ihr sehr abwechslungsreiches Debütalbum „Motion“ hier einmal ganz frech als bestes europäisches Electroalbum des Jahres 1999 bezeichnen. Ausgefeilte Melodiebögen und der ungewöhnlich gute Gesang machen das Album zu einem echten Erlebnis. Diese erstklassige Melange aus Synthie Pop und Electro hätte Endanger eigentlich den Durchbruch bringen sollen. Doch mangels Promotion ihres Plattenlabels Hyperium ging "Motion" leider in der Masse der Veröffentlichungen unter.

NO: Stellt doch bitte zu Anfang, die Bandmitglieder von Endanger einmal vor.

ENDANGER: Rouven ist die Seele von Endanger. Durch seine ausdrucksstarke Stimme verleiht er den Liedern eine besondere Atmosphäre. Die ausgeprägte Harmonie zwischen seiner Stimme und der Musik resultiert sicherlich daraus, daß er die meisten Lieder und Lyrics auch selbst schreibt. So kann schon während der Entwicklung eines Songs abgestimmt werden, ob alles gut zusammen paßt. Marc ist das Herz von Endanger. Ohne sein ausgefeiltes Programming und seinen Hang zum Perfektionismus hätten die Lieder von Endanger nur die Hälfte ihrer Aussagekraft. Er macht den Endanger-typischen Sound - eine Gratwanderung zwischen musikalischer Komplexität und eingängiger Melodie, die die Songs von Endanger unverkennbar zu dem macht, was sie sind. Kai ist das Gehirn von Endanger. Er setzt Endanger in Szene. Seine unserer Meinung nach gelungene Darstellung von Endanger im Netz ist klar und deutlich - Pro"MOTION" großgeschrieben. Hinzu kommt, daß er Impulse für die Entstehung neuer Lieder setzt.

NO: Warum macht ihr gerade elektronische Musik?

ENDANGER: Wir lieben die elektronische Musik, obwohl fast jeder von uns mit einem akustischen Instrument angefangen hat Musik zu machen. Wir haben uns aber doch sehr früh zu den elektronischen Klangerzeugern hingezogen gefühlt. Die Vielfältigkeit der Sounds, die Kraft elektronisch erzeugter Bässe und Drums, sowie die Möglichkeit herzzerreißende Flächen und Leadsounds zur Realisierung unserer Visionen einzusetzen, übten damals wie heute eine Faszination auf uns aus, die uns auf besondere Weise mit den elektronischen Instrumenten verbindet. Endanger-Songs wären ohne Elektronik niemals möglich gewesen. Natürlich ist es immer wichtig, wie man mit Klängen elektronischer Art umgeht. Mann muß doch schon sehr bewußt programmieren, damit sich das Arrangement nicht kalt und leblos anhört. Das ist auch heute noch ein Qualitätsmerkmal guter elektronischer Instrumentierung.

NO: Wo liegen Endangers musikalische Einflüsse?

ENDANGER: Unsere Einflüsse sind breit gefächert. Sie reichen von Dead Can Dance über Wolfsheim bis hin zu Frontline Assembly. Was uns immer wichtig war und natürlich auch noch immer ist, ist daß unsere Lieder trotz unserer Einflüsse immer ihren eigenen Charakter haben. Endanger ist ein Original, keine Kopie. Niemand kann sich gewisser Einflüsse verschließen - warum auch. Musik wird von keiner Band neu erfunden. Sie wird vielleicht aufgegriffen und weiterverarbeitet. Wir finden das auch durchaus legitim.

NO: Wie wichtig sind für Euch die Lyrics?

ENDANGER: Texte sind sehr wichtig. Einen guten Text zu schreiben, ist schon sehr elementar für ein Lied. Denn neben dem Inhalt, der natürlich Ausgangspunkt für einen Text ist, muß jedes Wort an jeder Stelle des Songs harmonisch mit dem Arrangement sein. So ist es an mancher Stelle zum Beispiel nicht möglich ein bestimmtes Wort zu singen, weil der Vokal einfach nicht dahin gehört, auch wenn es inhaltlich besser passen würde. Mann braucht also schon ein gewisses Gespür für den richtigen Text und die richtige Gesangsmelodie, damit das Endergebnis in sich wirklich homogen klingt.

NO: Eure stilistische Bandbreite reicht von sehr poppigen Songs bis zu härteren Dance-Tracks. Welches Publikum wollt ihr damit genau ansprechen?

ENDANGER: Mit unser großen Bandbreite wollen wir natürlich auch ein großes Publikum ansprechen. Wir sind sehr vielfältig und facettenreich, das haben wir auf MOTION dokumentiert. Es sind Songs dabei, die gut in der Disco laufen können, andere wiederum sind eher was fürs Radio. Aber in erster Linie wollen wir gute ansprechende Musik machen, wir haben uns nie konkret vorgenommen: "He, laß uns mal ein Lied fürs Radio schreiben..."

NO: Wie sind die bisherigen Reaktionen auf euer Debütwerk "Motion"?

ENDANGER: Durchwegs gut. Sowohl Hörer als auch Kritiker waren sich einig, daß wir mit MOTION ein gelungenes Debütalbum produziert haben. Wer sich genauer für die Kritiken über MOTION interessiert, der kann sich einige Auszüge aus Fachzeitschriften auf unserer Homepage anschauen. (www.endanger.de).

NO: Was erwartet ihr von Eurer musikalischen Zukunft?

ENDANGER: Momentan ist es etwas ruhiger als noch vor ein paar Monaten, aber das ist ja auch normal. Der Rummel um ein Album hält natürlich nicht ewig an. Aber wir nutzen diese Ruhe, um an unserem Folgealbum zu arbeiten.

NO: Alle eure Songs sind sehr melodiös. Wie wichtig ist dieser Aspekt in Endangers Musik?

ENDANGER: Wie bereits erwähnt, ist Melodie ein wichtiger Faktor und ein Charakteristikum für Endanger-Songs. Wir sind der Meinung, daß Lieder mit starker Melodie den Zuhörer eher erreichen als ohne. Musik ist durch Melodien entstanden, wir sind uns dessen bewußt. Natürlich ist es heute auch möglich Lieder zu machen, die auf Melodien fast gänzlich verzichten, aber das ist nicht die Philosophie von Endanger. Wir sind da doch eher klassisch.

NO: Habt ihr schon irgendwelche Konzerte gegeben?

ENDANGER: Leider nein. Wir finden das zwar schade, denn wir wissen, daß uns viele Fans gerne Live gesehen hätten – und wir hätten ihnen diesen Wunsch auch zu gerne erfüllt, aber einige nicht ganz so einfache Umstände haben das bis heute verhindert. Wir hoffen, daß uns das verziehen wird. Wir werden uns dafür mit einem sehr guten Folgealbum entschuldigen, zu welchem wir dann auch mit Gewißheit touren werden.

NO: Vielen Dank für das Gespräch.

Text und Interview: S.G.

www.endanger.de